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 Im zweiten Weltkrieg 1939-1945 blieb Exten von größerem materiellen Schaden verschont. Zwar fielen einige Bomben, und gegen Ende des Krieges fanden Angriffe durch alliierte Jagdflugzeuge statt, Menschenleben waren hierbei aber nicht zu beklagen. Am 4. April 1945 wurde der Ort kampflos an die Amerikaner übergeben. Von den Männern, die zum Militäreinsatz eingezogen waren, starben 56 und mancher wurde erst nach Jahren aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Der Krieg brachte somit über viele Familien erhebliches Leid.
Nach dem Ende des Krieges wurden viele Deutsche aus den Ostgebieten und dem Sudetenland zwangsweise umgesiedelt. In den Jahren 1945 und 1946 fanden 403 Flüchtlinge in Exten eine neue Heimat. So kamen allein am 8. Juli 1946 aus Breslau 49 Personen, und am 26. Juli mussten 89 Flüchtlinge aus Albrechtsau (Schlesien) aufgenommen werden. Die Flüchtlinge brachte man zunächst in den Sälen der Gastwirtschaften Kretzer und Stock unter. Später wurden sie in Privathäuser eingewiesen.
Insgesamt kamen 219 Flüchtlinge aus Schlesien, 57 aus Pommern, 56 aus Ostpreußen, 29 aus dem Sudetenland und 42 aus weiteren Gebieten. Die Einwohnerzahl Extens nahm durch den Zuzug der Flüchtlinge um mehr als ein Viertel zu.
Im Zusammenhang mit den Kriegsfolgen ist noch die Arbeitskompanie zu nennen, die aus Kriegsgefangenen der britischen Besatzungstruppen bestand. Sie war von Weihnachten 1945 bis August 1947 auf dem Gut untergebracht. Die Kompanie wurde beim Bau des Flugplatzes Achum eingesetzt.


Horst PahlkeVor und während des letzten Krieges war für die Gemeinde Exten das Polizei Revier Rinteln zuständig. Am 01.05.1946 wurde in Exten eine Polizei Station eingerichtet. Als Leiter wurde Polizeimeister Horst Pahlke eingesetzt. Sie hat bis zum 01.04.1971 bestanden. Seit diesem Zeitpunkt wurden alle Polizei Stationen in Niedersachsen aufgelöst. Zur Polizei Station Exten zählten die Orte: Exten, Strücken, Hohenrode, Uchtdorf, Volksen, und Wennenkamp. Die Bilder links und rechts zeigen Horst Pahlke am Schützenfest-Montag beim Schiessen der Schützengilde auf dem Schiessstand am Kehl.

 

 


Bauplätze Nach der Währungsreform im Jahre 1948 setzte in Exten eine rege Bautätigkeit ein. Es wurden viele neue Wohnhäuser errichtet, besonders in den sechziger Jahren. Hierzu wurden neue Straßen angelegt, die Kanalisation gebaut und alle Ortsteile an die Wasserleitung angeschlossen. Auch noch heute werden neue Baugebiete ausgewiesen, und so wird der Ort weiter wachsen. Bauplatz Die Gemeinde selbst baute zunächst zwei Wohnhäuser, 1957 das Feuerwehrgerätehaus, 1966 die Schule, 1967 die Friedhofskapelle, 1968 die Turnhalle und 1973 das Dorfgemeinschaftshaus. In letzterem wurde ein Kinderspielkreis eingerichtet, der bis zum Bau des Extener Kindergartens durch die Stadt Rinteln im Jahr 1990 bestanden hat. Die Kirchengemeinde ließ 1964/65 das Gotteshaus, das die älteste Kirche im hiesigen Raum ist, renovieren und 1968 konnten neue Glocken beschafft werden, wofür aus dem gesamten Kirchspiel viele Spenden zusammenkamen.


Letztlich sei noch erwähnt, dass die Orangerie im Gutspark in den Jahren 1989 bis 1993 durch Dietrich von Blomberg instandgesetzt wurde. Die Halle der Orangerie, in der bis 1883 Orangen-, Myrten- und Zedernbäume sowie andere exotische Pflanzen gehalten wurden, dient nun als Rahmen für kulturelle Veranstaltungen. Auch wirtschaftlich nahm der Ort in der Nachbarschaft Rintelns einen regen Aufschwung. So entwickelte sich aus einer 1934 gegründeten Lohnmosterei ein Großunternehmen der Getränkeindustrie, das neben dem Stammwerk in Exten weitere Werke in Mecklenburg und Baden-Württemberg betreibt. Und aus kleinen Handwerksbetrieben entstanden  Unternehmen in den Branchen Ladenbau, Tischlerei, Näherei, Baugewerbe und Autohaus. Hierbei ist zu sagen, dass zwei früher in Exten ansässige Betriebe inzwischen aus räumlichen Gründen in das Industriegebiet Rinteln Süd ausgelagert worden sind. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands haben diese beiden Unternehmen Zweigbetriebe in den neuen Bundesländern gegründet. Eine Druckerei zählt ebenfalls zu den Betrieben, die in der Nachkriegszeit in Exten entstanden sind. Aber auch die vielen kleineren Handwerks-, Gewerbe- und Einzelhandelsbetriebe sollen nicht unerwähnt bleiben. Sie alle spielen im Dorf eine wichtige Rolle. Insgesamt ist zu sagen, dass der Ort, wie schon einmal zu Zeiten der Messerfabriken und Eisenhämmer, im Rintelner Raum einen wichtigen Platz einnimmt.


Für die Landwirtschaft, die jahrhundertelang Haupteinnahmequelle vieler Ortsbewohner war, sah dagegen die Entwicklung nicht gut aus. Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden immer mehr Betriebe stillgelegt, es setzte das sogenannte Höfesterben ein. Die Zahl der Milchlieferanten sank von etwa 40 bei Kriegsende auf den jetzigen Stand von fünf. Von den verbliebenen landwirtschaftlichen Betrieben haben zwei auf Selbstvermarktung umgestellt, wobei einer Bio-Produktion betreibt.


Zu erwähnen ist noch, dass die Gemeinde Exten 1963 ein eigenes Wappen erhielt. Es zeigt im Schaumburger Nesselblatt den Mindener Schlüssel und das Horn des Geschlechts von Eckersten.
1973 beschloss der Gemeinderat auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Heinz Maack die Einrichtung der Heimatstube Exten, die in zwei Klassenräumen der ehemaligen Schule am Anger untergebracht wurde. Neben zahlreichen Exponaten hat hier inzwischen auch das Dorfarchiv mit umfangreichem Schriftgut seinen Platz gefunden.
Die Gemeindereform im Jahr 1974 brachte die Eingliederung der Gemeinde Exten in die Stadt Rinteln. Exten wurde Ortschaft mit einem Ortsrat und einem Ortsbürgermeister. Als Verbindungsglied zwischen Bürger und Stadtverwaltung fungiert eine Verwaltungsstelle mit einem Verwaltungsstellenleiter. Die Ortschaft hat sich seit 1977 wiederholt am Kreiswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" beteiligt. Als bestes Ergebnis konnte 1980 ein beachtlicher 2. Platz erzielt werden. Die Teilnahme am Bezirkswettbewerb 1993 wurde „mit gutem Erfolg" bewertet.
Exten hat in einer Festwoche vom 14. bis 24. Juni 1996 sein 1100jähriges Bestehen gefeiert. Der Ort hat im Laufe der Jahrhunderte eine stetige Aufwärtsentwicklung erlebt. Dies gilt insbesondere für die letzte Zeit. Es bleibt zu hoffen, dass das Dorf weiter wachsen möge und seine Bürgerinnen und Bürger in friedlichen Zeiten leben können.