Der Ort Exten hat seit dem Jahre 1885 eine Postanstalt. Doch schon fast 300 Jahre vorher führte eine Postlinie an der westlichen Grenze der Gemarkung – der heutigen Kasseler Straße, oder kurz "L 435" – entlang. Erstmals urkundlich erwähnt ist im Jahre 1590 eine Botenpost von Frankfurt nach Hamburg, die ihren Weg über Lemgo, Bösingfeld, Bremke und Rinteln nahm. Nachdem dem hessischen Landgrafen im Westfälischen Frieden 1648 ein Teil der ehemaligen Grafschaft Schaumburg mit dem Hauptort Rinteln zugesprochen worden war, richtete dieser noch im selben Jahr eine Fahrpost und eine Reitpost von Kassel über Rinteln nach Minden ein. Die Route führte von Bad Pyrmont über Barntrup, Bösingfeld, Bremke, Friedrichshöhe und Uchtdorf nach Rinteln. Noch heute erinnern Straßennamen in Todenmann und Bösingfeld an diese Postlinie. Die Reitpost verkehrte seit 1774 zweimal wöchentlich, die Fahrpost ab 1841 täglich. Die Postlinie bestand bis 1875, als die Eisenbahnstrecke von Löhne nach Hameln in Betrieb genommen wurde und Rinteln damit Anschluss an das damals schon umfangreiche deutsche Bahnnetz erhielt.
Direkte Verbindung zur Post erhielten die Exter Bürger, als in den Landorten die Zustellung der Brief- und Paketpost eingeführt wurde. Dies dürfte um 1830 gewesen sein: der genaue Zeitpunkt konnte nicht ermittelt werden. Die ersten Landbriefträger gab es übrigens 1813 in Kassel und ab 1824 in Preußen. Als Vergütung erhielt ein Landbriefträger monatlich sechs Taler und jährlich sechs Taler Stiefelgeld und einen Dienstrock. Eine Bekanntmachung der kurfürstlichen Regierungs- Commision in Rinteln vom 6. September 1858 besagt, dass die Landbriefträger auf ihren Gängen auch die Dienstbriefe der Ortsvorstände abzuholen hatten. Hierfür musste die Gemeinde Exten jährlich zwei Taler und 7 Silbergroschen zahlen. Die Landzustellung wurde zweimal wöchentlich durchgeführt. Zum Transport der Sendungen bediente man sich zeitweise eines Hundewagens. Die Ankunft im Ort wurde mit einer Signalpfeife kundgetan. Die Wege der Landbriefträger führten von Rinteln über Exten nach Uchtdorf, Wennenkamp und Friedrichswald sowie nach Strücken, Hohenrode, Rumbeck, Heßlingen und Friedrichsburg.
Nach der Reichsgründung im Jahre 1871 ging die Postverwaltung dazu über, in den größeren Landorten Postagenturen einzurichten. Dies brachte den Bewohnern erhebliche Verbesserungen. So konnten jetzt alle Dienstgeschäfte im Ort abgewickelt werden. Die Zustellung wurde nun werktäglich durchgeführt. Die Wegeleistungen der Briefträger verkürzten sich, obwohl noch jahrzehntelang Fußmärsche von 20 – 25 kilometern täglich keine Seltenheit waren.
Exten erhielt am 10. Mai 1885 eine Postagentur. Erster Postagent war der Kaufmann und Gastwirt Heinrich Rohe. Die Postagentur wurde eingerichtet im Haus Nr. 40 – jetzt Mittelstr. 1 -, wo sich die Post nach einigen Umbauten bis Ende des 20. Jahrhunderts befand. Der Bereich der Postagentur umfasste die Orte Exten, Strücken, Hohenrode, Uchtdorf, Volksen, Wennenkamp und Friedrichswald. In den meisten zugeteilten Landorten richtete man „Posthülfsstellen“ ein: 1885 in Hohenrode bei Gastwirt Nagel, 1887 in Uchtdorf bei Gastwirt Rehmert, 1888 in Strücken bei Gastwirt Bünte und in Wennenkamp bei Gastwirt Winter. Die Posthilfsstellen nahmen Sendungen an, die sie dann den Landbriefträgern zur Weiterleitung an die Postagentur übergaben. In der Anfangszeit waren im Ort zwei und im Landbereich fünf Briefkästen aufgestellt. Sie waren damals blau gestrichen. Die Briefkästen wechselten übrigens später noch zweimal die Farbe, und zwar nach politischen Veränderungen. Ab 1934 wurden sie rot und ab 1946 wurden sie gelb.
In den ersten vier Jahrzehnten ihres Bestehens wurde die Postagentur versorgt von der Landpost Rinteln – Bremke, die am 1. September 1909 nach folgendem Fahrplan verkehrte:
8.30 ab Rinteln an 7.00 Nachmittags
9.00 Exten 6.25
9.25 Uchtdorf 6.05
- Bögerhof 5.35
9.40 Friedrichshöhe -
9.50 an Bremke ab 5.15 Nachmittags
Bei dieser Landpost handelte es sich um einen posteigenen Wagen, zu dem der fahrende Landbriefträger das Pferd stellen musste. Dieses durfte beim Kauf nicht älter als sechs Jahre sein. Dem Landbriefträger war gestattet, auf eigene Rechnung und Gefahr zwei Reisende auf dem Bocksitz des Wagens mitzunehmen, sofern ihm diese als zuverlässig bekannt waren. Nach der Ankunft in Bremke musste der Landbriefträger dort noch die Post zustellen. Als Vergütung erhielt er 1892 einen Betrag von 620 Mark jährlich.
Einer der letzten fahrenden Landbriefträger – auch Postillion genannt – war Friedrich Dohm.
Am 1. November 1905 gingen die Dienstgeschäfte von dem bisherigen Postagenten auf dessen Sohn Heinrich über, der die Postagentur bis zu seinem Tod am 11. August 1917 führte. Danach übernahm zunächst die Witwe, später deren Vater Wilhelm Rehmert die Postagentur. Als Briefträger aus dieser Zeit sei noch Ludwig Horstmann genannt, der später berichtete, dass zum 25-jährigen Jubiläum der Postagentur im Jahre 1910 die Postinspektoren aus Rinteln umgeschnallt und mit Säbel erschienen.
Aus den Jahren 1903 bis 1914 sind auch die Finanzergebnisse der Postagentur bekannt. Hier ist vermerkt, dass 1909 die etatmäßigen Einnahmen bei weitem nicht reichten, die Ausgaben zu decken. Begründet wurde dies mit dem Rückgang der Einnahmen aus dem Verkauf von Postwertzeichen durch schlechten Geschäftsgang der Korbmacherindustrie und Mehrausgaben infolge Erhöhung der Vergütung des Postagenten und der Unterbeamtenbesoldung.
Im Jahre 1910 verkleinerte sich der Zustellbezirk der Postagentur Exten. Die Orte Volksen mit Weseberg, Wennenkamp mit Passenstein und Friedrichswald wurden der Postagentur Bremke zugeteilt. Weshalb diese Änderung vorgenommen wurde, ist nicht bekannt. Für die Landbriefträger war der Weg zu den Bergdörfern von Exten und von Bremke gleich beschwerlich.
1919 erwarb der Gast- und Landwirt Wilhelm Stock das Haus des bisherigen Postagenten Rehmert. Dieser schied auf eigenen Wunsch zum 30. Juni 1919 aus dem Postdienst aus. Am 1. Juli 1919 übertrug die Oberpostdirektion Minden die Postagentur auf Wilhelm Stock.
80 Jahre wird die Postagentur nun von der Familie Stock geleitet.
Postagent Stock erhielt anfangs für die recht umfangreiche Tätigkeit eine Jahresvergütung von 720 Mark und eine Kriegszulage von 468 Mark.
In einem Revisionsbericht vom 17. April 1921 heißt es: “Die Korbflechterei liegt seit Anfang des Jahres vollständig danieder; einige hundert Korbflechter sind als Ziegler in die Fremde gegangen.“ Dies wirkte sich wiederum negativ auf den Geschäftsumfang der Postagentur aus.
Am 16. Juni 1929 trat eine Änderung in der Versorgung der Postagentur ein. Nach Fertigstellung des letzten Teilstückes der Extertalbahn Rinteln – Barntrup wurde auf dieser Strecke eine Bahnpost eingerichtet, die mit Personal des Postamtes Bösingfeld besetzt war. Die Exter Briefträger mussten jetzt die Postsendungen morgens mit einer Handkarre vom Bahnhof abholen und abends dorthin bringen. Zu dieser Zeit waren im Zustelldienst tätig: Wilhelm Bokeloh, Heinrich Möller und August Flörke. Aus den Dreißiger Jahren sind dann Wilhelm Steinsiek, Heinrich Kuhlmann und Wilhelm Everding zu nennen.
Eine Landzustellübersicht aus dem Jahre 1930 zeigt die Einteilung der drei Zustellbezirke:
Bezirk 1
Ort
Strücker Chaussee
Saarbeck
Hohenrode
Schünebusch
Dobbelstein
Bezirk 2
Behrenstrasse
Kl. Eisenhammer
Ossenbeeke
Ob. Eisenhammer
Forsth. Taubenberg
Strücken
Bezirk 3
Kehl
Kösterbrink
Uchtdorf
Maasberg
Steinbrink
Schwarzenbrink
Das Hochwasser vom 11. Juni 1937 brachte auch in der Postagentur erhebliche Verwüstungen. Das Wasser stand vier bis fünf Stunden lang etwa 1,20 Meter hoch in den Diensträumen. Es bedurfte vieler Anstrengungen, die Schäden zu beseitigen.
Am 1. Juli 1937 trat eine Verbesserung in der Zustellung ein. In Exten (im Postamtsbereich neben Eisbergen und Steinbergen) wurde eine zweite Ortszustellung eingeführt. Die Bewohner im Ortskern erhielten also auch nachmittags noch mal Post. Der Zusteller benötigte hierfür täglich 1 Stunde und 40 Minuten. Auch sonntags wurde im Ort die Post ausgetragen.
Eine bedeutende Veränderung brachte der 16. Oktober 1938. An diesem Tag wurde im gesamten Bereich des Postamts Rinteln die „Landverkraftung“ eingeführt. Die Landorte wurden nun durch Landkraftposten bedient, die werktäglich zweimal und sonntags einmal verkehrten und auch Personen beförderten. In den kleinen Orten wurden Poststellen eingerichtet, so in Uchtdorf, Hohenrode und Strücken. Der Bereich der Postagentur umfasste jetzt nur noch die Gemeinde Exten und den auf Rintelner Stadtgebiet liegenden Bahnhof Exten. Es blieb lediglich ein Zusteller (Hermann Grabbe), der vormittags den Ortskern sowie Krümpel, Obernfeld, Eisenhammer und Kehl und nachmittags noch mal den Ortskern bediente. Die Wochenarbeitszeit betrug 51 Stunden. Der Postamt-Ortsname lautet nun „Exten über Rinteln“ statt bisher „Exten, Grafschaft Schaumburg“. Der Landbereich des Postamtes Rinteln hatte zu diesem Zeitpunkt seinen größten Umfang. Er reichte von Rolfshagen im Norden bis nach Almena im Süden und von Veltheim im Westen nach Pötzen im Osten.
Am 1. April 1939 wurden im gesamten Reichsgebiet die Postagenturen in Poststellen I umbenannt, die bisherigen Poststellen erhielten die Zusatzbezeichnung II. Die Postagenten bekamen die Dienstbezeichnung Posthalter.
Während des zweiten Weltkrieges traten wiederholt Verschlechterungen im Dienstbetrieb ein. Bereits am 6. September 1939 wurde die Nachmittagsfahrt der Landkraftpost eingestellt, später dann die Sonntagszustellung. Zur Erleichterung der Verteilarbeit wurden Postleitzahlen eingeführt. Alle Orte in den Oberpostdirektionsbezirken Münster (wozu auch Exten gehörte) und Dortmund erhielten die Postleitzahl "21". Bald wurde dann eine Unterteilung in "21a" für Münster und "21b" für Dortmund vorgenommen.
Bei Beginn der Kampfhandlungen im Raum Rinteln Anfang April 1945 kam der Postbetrieb ganz zum Erliegen. Er kam in den Folgemonaten nur schrittweise wieder in Gang. Am 1. Juni 1945 wurde der Rentendienst und der Postsparkassendienst aufgenommen. Ab 1. Juli 1945 genehmigte die Besatzungsbehörde den Postverkehr innerhalb der britischen Zone. Eine Zustellung fand jedoch erst ab 1. August 1945 wieder statt, und zwar jeden zweiten Werktag. Auch die Landkraftposten verkehrten ab diesem Tag wieder. Ab 1. Mai 1946 wurde die Zustellung dann täglich (außer sonntags) durchgeführt. Die Zustellbezirke gliederten sich wie folgt:
Bezirk 1
Ort
Obernfeld
Strücken
Krümpel
Bezirk 2
Ort
Kehl
Uchtdorf
Taubenberg
Eisenhammer
Bezirk 3
Ort
Es gehörten jetzt also auch wieder die Orte Strücken und Uchtdorf zum Zustellbereich. Hier hatte man nach Kriegsende die Poststellen II aufgelöst. Zusteller waren im Mai 1946 Herinrich Büthe, Friedrich Hupe und im Bezirk 3 mit einer Wochenarbeitszeit von 21 Stunden Walter Hupe, für den später Fritz Frewert kam.
Am 1. August 1946 wurde das Postamt Rinteln der Oberpostdirektion Hannover angegliedert. Hierdurch änderte sich die Postleitzahl für Exten in "20a".
Zum 1. April 1952 verkleinerte sich der Zustellbereich der Poststelle I Exten wieder. In Uchtdorf wurde eine Poststelle I eingerichtet. Die Zustellbezirke teilte man nun so ein:
Bezirk 1
Obernfeld
Strücken
Krümpel
Bezirk 2
Ort
Bezirk 3
Kehl
Eisenhammer
Für den Bezirk 3 waren zunächst 14 Wochenstunden erforderlich. Infolge der regen Bautätigkeit in Exten erhöhte sich die Arbeitszeit ständig, so dass schließlich drei Vollkräfte im Zustelldienst beschäftigt wurden. Zusteller waren in den Jahren bis zur Zentralisierung (1983) Erich Leopold, Wilhelm Kütemann, Gertrud Müller, Albert Strahl, Hubert Klose, Helmut Budde und Gerda Reinhardt.
Am 5. April 1954 wurde bei der Poststelle eine Postfachanlage in Betrieb genommen. Hierduch war Postkunden die Möglichkeit gegeben, ihre Sendungen abzuholen. Exten war der einzige Landort im Rintelner Postamtsbereich, der eine solche Anlage besaß.
Zum 1. Juli 1954 trat ein Wechsel in der Person des Posthalters ein. Die Dienstgeschäfte gingen auf Wilhelm Stock junior über. Der bisherige Posthalter war dann noch einige Jahre bis zur Pensionierung als Hilfskraft des Posthalters eingesetzt. Danach hat diese Tätigkeit die Schwester des Posthalters, Frau Erna Edeler, bis zum Jahre 1983 ausgeübt.
Ein besonderer Tag für die Post in Exten war der 1. Juni 1960. Die Poststelle I wurde in ein Postamt umgewandelt. Dies war möglich geworden, weil die Personalstärke auf fünf Kräfte angestiegen war. Betriebsleiter blieb der bisherige Posthalter Wilhelm Stock, der dann die Prüfung für den mittleren Postdienst ablegte und bald zum Postobersekretär aufrückte.
Im Jahr 1961 führte die Post neue Postleitzahlen ein, die ortsbezogen sind. Im Verteildienst bei den großen Postämtern traten hierdurch erhebliche Verbesserungen und Erleichterungen ein. Exten erhielt die Postleitzahl "3263".
Am 1. Dezember 1973 wurden neue Diensträume bezogen, nachdem die Gastwirtschaft in den nebenan errichteten Neubau verlegt worden war.
Die am 1. März 1974 in Kraft getretene Gebietsreform brachte auch für die Post einschneidende Änderungen. Die Postanstalten in den eingegliederten Gemeinden verloren ihren Ortsnamen. Sie hießen nun alle Rinteln. Lediglich eine Zusatzbezeichnung unterscheidet sie voneinander. so wurde Exten am 1. 7. 1975 in "Rinteln 3" umbenannt. Die Postleitzahl für den gesamten Bereich der Stadt Rinteln lautete nun "3260". Die Zustellung für das ganze Stadtgebiet wurde in Rinteln zentralisiert. Hierfür waren im Postamt Rinteln größere Umbauten erforderlich, für die Mittel nicht sogleich zur Verfügung standen. So dauerte es bis zum 1. April 1983, ehe diese Maßnahme durchgeführt werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt wird die Zustellung von Rinteln aus mit Kraftwagen vorgenommen. Lediglich in einigen Orten - so auch in Exten - blieben übergangsweise kleine Teilbezirke erhalten. Nach etwa hundert Jahren haben die Zusteller nun wieder gleich weite Wege zurückzulegen, aber mit dem großen Unterschied, dass sie dies statt zu Fuß jetzt mit dem Kraftwagen machen. Gleichzeitig mit der Umsetzung der Zusteller endet nach fast 23 Jahren auch die Zeit des Postamtes Exten. Die Postanstalt wurde wieder in Poststelle I umbenannt. In der Leitung und im Kundendienst trat hierdurch jedoch keine Änderung ein.
nach Rudolf Schüte