Umzug der Schützen durch den Ort, von links Fahnengruppe, Artillerie und Eolendörper
Seit mehr als 130 Jahren wird in einem mehrtägigen feuchtfröhlichen Spektakel Napoleon in der "Schlacht im Exterfeld" vernichtend geschlagen. Es handelt sich um ein alljährliches überregionales Spektakel mit persifliert nachempfundenem Schlachtverlauf. Es führt zurück auf die Zeit um den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.
Zur Geschichte
"Deutsch-Französischer Krieg"
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 wurde geführt zwischen dem französischen Kaiserreich Napoléons III auf der einen und den deutschen Staaten unter der Führung Preußens auf der anderen Seite. Auslöser war ein Streit um die spanische Thronfolge. Als die Kandidatur von Prinz Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen bekannt wurde, reagierte man in Frankreich überrascht und empört über das Ansinnen, Frankreich mit einem deutschen König in Spanien in den Rücken zu fallen. Am 19. Juli 1870 beugte sich Napoléons III. dem Druck der Öffentlichkeit und erklärte Preußen den Krieg. Frankreich betätigte sich somit als Aggressor, denn auch in den Augen der Weltöffentlichkeit war der Anlass nichtig, die Franzosen hatten sich durch überhöhte Forderungen selbst in Zugzwang gebracht.
Frankreich, damals die wohl stärkste Großmacht auf dem europäischen Kontinent, mit einer sich massiv überschätzenden Berufsarmee, hielt sich in dem nun folgenden Krieg auch ohne Verbündete für überlegen. Die militärische Kraft des Norddeutschen Bundes wurde unterschätzt. Zumindest hatte Paris wohl auf eine Neutralität Bayerns, Badens und Württembergs gehofft. Auch der Zeitvorteil der französischen stehenden Berufsarmee gegenüber den Wehrpflichtigen-Armeen in Deutschland war geringer als erhofft.
Durch die gut geplante Mobilisierung, die vom 15. Juli in Bayern und in Preußen bereits am 16. Juli angelaufen war, wurden mit Hilfe der Eisenbahnen deutsche Truppen schnell ausgerüstet und in den Einsatzräumen zusammengezogen, während die Organisation in Frankreich schleppender verlief. So war die gesamte deutsche Heereskraft vertragsgemäß unter der vereinigten Führung des Königs von Preußen zusammengefasst. Trotzdem ließ man sich planmäßig Zeit, Reserven und weitere Pferde auszuheben, so dass alle Truppenteile auf volle Kriegsstärke gebracht wurden. Erst nachdem dies vollendet war, marschierte man an der Grenze auf. Die Streitkräfte der verbündeten deutschen Staaten betrugen: 447.000 Mann, als erste Reserve zum Nachrücken bereit 188.000 Mann, als zweite Reserve 160.000 Mann Landwehr und 226.000 Ersatztruppen, im Ganzen also 1.021.000 Mann.
Der ursprüngliche Plan der Franzosen von Adolphe Niel, über Trier ins Rheinland vorzustoßen, wurde aufgegeben; stattdessen war man zunächst defensiv aufgestellt und sollte gemäß dem Plan von General Charles Frossard innerdeutsche Auseinandersetzungen abwarten, worauf man als Befreier einmarschieren könnte.
Der Aufmarsch der deutschen Truppenteile erfolgte dagegen in einem sehr hohen Tempo und traf die französische Armee zum Teil unvorbereitet. Schon am 3. August standen 320.000 Deutsche an der Grenze. Drei Armeen marschierten durch Elsaß-Lothringen ein, das Ludwig XIV. knappe zwei Jahrhunderte zuvor annektiert hatte. Die Franzosen wurden vom preußischen Generalstab unter Helmuth von Moltke ausmanövriert. Dadurch verlor Frankreich in kurzer Folge die Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Spichern. Die französischen Armeen konnten meist umfasst und dann zu überstürzten Rückzügen oder zu Teil-Kapitulationen gezwungen werden. Die Hauptmasse der französischen Truppen erlitt am 1. September 1870 in der Schlacht von Sedan die entscheidende Niederlage. Die Kapitulation erfolgte einen Tag später, am 2. September, dem späteren Sedantag. Auch Napoléon III. geriet bei Sedan in preußische Kriegsgefangenschaft, er wurde zunächst in Kassel interniert und emigrierte später nach London. Als Zeichen der Aufgabe übergab er Bismarck seinen Degen.
Nach der Kapitulation von Metz im Oktober wurde ein Großteil der deutschen Truppen frei und konnte gegen die neu aufgestellten französischen Armeen in Flandern, an der Loire, im Lyonnais und in der Normandie vorgehen und sie an einem Entsatz des belagerten Paris hindern. Am 28. Januar 1871 kapitulierte schließlich Paris.
Am 18. Januar 1871 ließ sich Wilhelm I. auf Betreiben Bismarcks im Spiegelsaal des französischen Schlosses zu Versailles zum Kaiser proklamieren. Dieses, noch dazu an diesem Ort, wurde in Frankreich als Demütigung empfunden. Sie war eine Demonstration der absoluten Überlegenheit und somit eine nicht unerhebliche politische Entscheidung, die die deutsch-französische Feindschaft anheizte. Am 10. Mai 1871 wurde in Frankfurt ein Friedensvertrag mit Frankreich geschlossen. Der Tag der Schlacht bei Sedan wurde als Sedantag gefeiert. Bald wurde die Schlacht zum Symbol der Überlegenheit über den Erbfeind hochstilisiert. Alle glaubten fest daran, diesen Sieg jederzeit wiederholen zu können.....
Das große Denkmal auf dem Anger erinnert an den Deutsch-Französischen Krieg. Damals kämpften 17 Extener auf den Schlachtfeldern Ostfrankreichs, so dass Gemeinderat und Kriegerverein später ein aufwändiges Denkmal mitten im Ort errichten ließen. Auf dem Sandsteinmonument thront der preußische Adler.
Angelehnt an diese Ereignisse, bei denen viele Extener Bürger als Soldaten teilgenommen haben, wurde in Exten im Monat Juli später jährlich das Schützenfest begangen. Als "Kontrahenten" stehen sich die "Alten" des Dorfes, die "Eolendörper" und die "Jungen" des Dorfes "Grünen" auf dem Anger gegenüber. Schnell wird ein möglichst trivialer Kriegsgrund gesucht, damit Napoleon den Grünen den Krieg erklären kann. Nach einem Umzug durch das Dorf folgt die "Schlacht im Exterfelde", bei der Napoleon mit seinen Eolendörpern vernichtend geschlagen wird. Die Extener "Marine" nimmt Napoleon auf seiner "Burg" gefangen. Später wird ihm am Festzelt der "Degen" als Zeichen des "Guten Willens" zurückgegeben.
Ebenfalls erfreuen sich die grossen Festbälle am Samstag und Montag überregionaler Beliebtheit. Besonders erwähnenswert ist hier sicherlich die Maisparade, die auf dem Königsball am Montag um Punkt Mitternacht beginnt. Schützen wie Gäste werden mit vorher bereitgelegten Maispflanzen versorgt, und marschieren in Polonaiseformation unter den Klängen der Stimmungskapelle durch die Festzelte. Diese einmalige Aktion dauert bis zu einer Dreiviertelstunde und ist wohl die größte Maisparade der Welt. Für Stimmung unter den Jüngsten sorgt der Disco-Tanzabend am Freitag sowie das bunte Kinderschützenfest am Samstagnachmittag, das alljährlich von einer anderen Schützeneinheit unter einem bestimmten Motto veranstaltet wird.
Im Laufe der Zeit ist das Hintergrundwissen zu diesem mehrtägigen Spektakel etwas verloren gegangen. Durch die Bezeichnung "Napoleon" glauben sich viele Bürger "im Krieg" gegen den berühmten Bonaparte. Die Paralellen zu den Ereignissen 1870/71 sind aber unübersehbar. Die Kriege gegen Bonaparte sind sicherlich nicht geeignet gewesen, hier ein mehr als 100 Jahre bestehendes heroisches Spektakel im Stil einer großen Siegesfeier mit Triumphzug zu veranstalten.
Organisiert sind alle Aktiven in der "Schützengilde". (Hier links der II. Zug) Diese Vereinigung gründet sich jedes Jahr neu und löst sich auch wieder auf. Es handelt sich nicht um einen Verein mit Mitgliedern. Innerhalb dieser Gilde gibt es die "Züge". Die meisten Aktivitäten und Ideen rund um das Schützenfest werden in diesen Einheiten entwickelt.
Durch diese Veranstaltung wird im Dorf ein kollektives "Wir-Gefühl" erhalten. Nur so ist es zu erklären, dass dieses Spektakel im Gegensatz zu vielen anderen dörflichen Veranstaltungen nie unter Nachwuchssorgen gelitten hat. Das Dorf ist durch Aktivitäten der "Schützengilde" das ganze Jahr über gemeinsam aktiv.
Auszüge im Text aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie.
Antreten und Melden der Einheiten auf dem Anger
Viele Schaulustige erleben bei der Schlacht im Exterfelde die Gefangennahme Napoleons durch die Marine. Hier steht die Burg noch auf dem Sportplatz. Rechts der "Panzerkreuzer Exten"
"Kanone explodiert!" das „Kreisblatt und amtliches Pulications-Organ für die Grafschaft Schaumburg“ schreibt am Dienstag 24. Juni 1884:
Exten, 22. Juni. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem heute hierselbst abgehaltenen Schützenfest. Die Schützen waren von einer zahlreichen Menge Schaulustiger begleitet, ungefähr um 3 Uhr Nachmittags von Exten ausgezogen und hatten auf einer in der Nähe gelegenen großen Wiese, dem sogenannten Kattenmeer, an der Straße von Rinteln nach Uchtdorf ihre militärischen Manöver begonnen, mit welchen sie die Festfeier einzuleiten pflegen. Es sollte die ertürmung einer Festung zur Darstellung gebracht werden. Mehrere Versuche, die Festung zu nehmen, waren an der tapferen Gegenwehr der Feinde gescheitert. Es folgte nun der letzte, konzentrierte Angriff, der die Entscheidung herbeiführen und das militärische Schauspiel beendigen sollte. Um den Kanonendonner zu markieren, wurden Böllerschüsse abgefeuert. Schon waren mehrere Schuß gefallen, und wiederum war das Geschütz geladen und zum Schusse fertig, da zerplatzte dasselbe beim Abfeuern, wahrscheinlich infolge zu starker Ladung mit furchtbarem Knall; weit und breit flogen Sprengstücke umher.
Die in einer Entfernung von ca. 75 Schritt auf der Chaussee inmitten einer zahlreichen Zuschauermenge stehende Henriette Bültemeyer aus Rinteln wurde so unglücklich am Kopfe getroffen, daß sie sofort bewußtlos zusammenbrach; der Unterkiefer war ihr zerschmettert. Schon auf dem Transport nach der Stadt hat die Unglückliche, wahrscheinlich infolge von Verblutung, ihren Geist aufgegeben. Verwundet wurden ferner ein Sohn des Weiß aus Exten und ein Sohn des Schlachtaufseher Winter, der eine von diesen sehr schwer am Arm, ebenso flog ein Stück dem Tagelöhner Grote von der Glashütte an die Waden. Ein schauerlicher Anblick war es, wie die Stücke umherflogen und theilweise die Bäume zersplitterten.
Dieser im höchsten Grade beklagenswerthe Unglücksfall legt gewiß die Frage sehr nahe, ob es überhaupt zu rechtfertigen ist, daß der Gebrauch von Schießwaffen irgend welcher Art, lediglich zum Zwecke eines eitlen Vergnügens, gestattet wird, noch dazu unter Umständen, bei welchen, wie im vorliegenden Falle, das Leben vieler Menschen gefährdet ist. Wir hoffen, daß diese traurige Erfahrung dazu beitragen wird, den argen Mißbrauch, welchen unberufene und unkundige Hände mit so gefährlichem Werkzeug treiben, wenigstens für die Zuschauer zu beseitigen.