Oberer Eisenhammer saniert: Heimatverein stellt Denkmal bei Tag der offenen Tür vor
 
VON DIETRICH LANGE

Exten. Autofahrer sind nicht so sehr erwünscht, denn für sie ist kaum Platz. Aber sonst dürfen so viele Besucher kommen wie möglich, um das „neueste" Baudenkmal der Stadt Rinteln zu bewundern. Der Verein für Heimatpflege und Kultur Exten hat in den vergangenen zwei Jahren den Oberen Eisenhammer saniert, 126.000 Euro wurden investiert. Gestern haben sich zahlreiche Besucher das Ergebnis beim Tag der offenen Tür angesehen. Und die Denkmalplakette vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege wurde gleich für alle sichtbar an einem Balken der Frontseite festgeschraubt.
Rintelns stellvertretender Bürgermeister Karl Lange, Dr. Stefan Winghardt, Präsident des Landesamts, und Heimatvereinsvorsitzender Horst Vöge versenkten drei der vier Schrauben für das Schild im Holz; die vierte Schraube folgt, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind. Und das kann dauern, denn es fehlen vor allem noch die Wasserräder. Einst waren es drei, mindestens eines soll wieder installiert werden. Erste Angebote hat Vöge eingeholt, aber hier geht es noch einmal um 55.000 Euro. Bei Kaffee und Kuchen wurde deshalb gleich gefachsimpelt, wie und wo man dafür das nötige Geld zusammenbekommen könnte.


„Das hier komplett wieder in Gang zu bringen, ist eine Lebensaufgabe", schmunzelt Vöge. „Aber wenn ich in zehn Jahren in Ruhestand gehe, habe ich wenigstens noch richtig was zu tun." Wie weit der Heimatverein aber schon gekommen ist, verdeutlichten einige historische Fotos und solche vom Bauzustand vor der Sanierung. Vöge: „Das Gebäude sieht jetzt schöner aus als vor 50 Jahren. Aber drinnen wird noch richtige Handwerkskunst betrieben wie einst, nicht computergesteuert mit dem Handwerker passiv daneben."
Vöge dankte den Eigentümern Karl und Horst Wille dafür, dass der Heimatverein die Hammerschmiede nun als Museum betreiben dürfe. Er würdigte die finanzielle Unterstützung aus der Landesdenkmalpflege (10.000 Euro), von der Stadt Rinteln (24000 Euro), dem Landkreis Schaumburg (24.000 Euro), der Bingo-Umweltstiftung (20.000 Euro), der niedersächsischen Sparkassenstiftung (5.000 Euro), privaten Spendern (1.500 Euro), der Europäischen Union (36.000 Euro) und des Heimatvereins (auch viele Eigenleistungen), insgesamt etwa 126.000 Euro.

Dr. Winghardt lobte die Leistung des Heimatvereins:
„Denkmalpflege ist eine Bürgerbewegung, und hier sehen wir gelebte Geschichte unserer Vorfahren, die ohne so ein Objekt in Vergessenheit geraten würde. Wir wüssten dann nicht mehr, wie wir wurden, was wir heute sind. Ohne Landesunterstützung könnte ein Heimatverein so etwas aber auch nicht schaffen. Unser Nachbarland Nordrhein-Westfalen setzt da gerade mit dem Zusammenstreichen der Denkmalmittel ein falsches Signal. Aber auch ohne die vielen Einsatzstunden des Heimatvereins wäre das hier sichtbare Ergebnis nicht möglich gewesen."

Am Nachmittag haben sich etliche Besucher das sanierte Schmuckstück im hintersten Winkel von Exten angesehen. Die erste Hammerschmiede des Ortes mit noch erhaltener Technik und Wasserkunst aus dem 18. und 19. Jahrhundert beeindruckte. Drinnen wurde gezeigt, wie man einst mit Blasebalg und Kohlefeuer schmiedete. Nächster Öffnungstag soll Pfingstmontag anlässlich des Deutschen Mühlentags sein. Vöge plant nur zwei bis drei Öffnungstage pro Jahr, Schwerpunkt für Besucher soll der Untere Eisenhammer bleiben.

Unter den Besuchern war auch Rüdiger Heßling, Vorsitzender der Mühlenvereinigung Niedersachsen-Bremen,    der den Unteren und den Oberen  Eisenhammer Unikate für ganz Niedersachsen nannte. Er empfahl Vöge, beim Mühlrad auf eine dauerhafte Lösung aus Metall und Holz zu setzen, da Holz sonst bei Stillstand Trockenheitsrisse und Fäulnis durch Nässe drohten. Frieder Korff, vor 30 Jahren Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt Rinteln, erinnerte sich: „Die Hammerschmieden   wurden hier einst vom hessischen Landgrafen eingerichtet, um etwas gegen das arbeitslose Herumhängen der Jugend zu tun."

© Schaumburger Zeitung, 20.04.2013 / Foto Tobias Landmann

 


 

Denkmalplakette für sanierten "Oberen Eisenhammer" / Wasserrad als nächstes auf der Agenda

EX­TEN (s­te). Der "O­bere Ei­sen­ham­mer" des Hei­mat­ver­ein Ex­ten er­hielt jetzt die Denk­mal­pla­kette des Nie­der­säch­si­schen Lan­des­am­tes für Denk­mal­pfle­ge. Eine Aus­zeich­nung, so Dr. phil. Ste­fan Wing­hart, die in ih­rer Be­deu­tung in die Tiefe geht: "Da­mit wird nicht nur das Denk­mal und seine ge­lebte Ge­schichte aus­ge­zeich­net, son­dern auch das tief ge­hende bür­ger­li­che En­ga­ge­ment zum Er­halt die­ses Denk­mals!" Scharf kri­ti­sierte Dr. Wing­hart das Land Nord­rhein-West­fa­len, das, an­ders als Nie­der­sach­sen, ab 2015 gar kein Geld mehr für den Denk­mal­schutz zur Ver­fü­gung stel­len will: "Da­durch geht nicht nur wert­vol­les Kul­tur­gut ver­lo­ren, son­dern auch eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment der Men­schen!"

Der "O­bere Ei­sen­ham­mer" in Ex­ten, einst Kon­kurr­zenz­un­ter­neh­men zum "Un­te­ren Ei­sen­ham­mer" der Fa­mi­lie Kret­zer, wurde von Karl und Horst Wille dem Hei­mat­ver­ein zur Ver­fü­gung ge­stellt. Be­reits von mehr als 30 Jah­ren hatte sich in ei­nem ers­ten An­trag Frie­der Korff aus dem Rin­tel­ner Rat für den Er­halt und die Sa­nie­rung des Bau­denk­mals ein­ge­setzt: "Wer heute denkt, dass die Ei­sen­häm­mer nur we­gen der hier vor­han­de­nen Was­se­r­ener­gie an­ge­sie­delt wur­den, der irr­t", so Korff. Er hatte in Ge­schichts­büchern er­mit­telt, dass man die Ar­beit in den Häm­mern vor al­lem für die an­sons­ten "­ma­rodie­ren­d" durch die Ge­gen zie­hen­den Ju­gend­li­chen benötig­te. Das Erb­fol­ge­ge­setz si­cherte näm­lich nur den Erst­ge­bo­re­nen Ar­beit auf den el­ter­li­chen Hö­fen. Heu­te, so Horst Vöge vom Hei­mat­ver­ein Ex­ten, stehe der "O­bere Ei­sen­ham­mer" bes­ser da als je zu­vor.

Mit rund 126.000 Euro ha­ben sich der Land­kreis Schaum­burg (24.000), die Stadt Rin­teln (24.000), Lea­der+ (36.000), die Bingo-Um­welt­stif­tung (20.000), der Hei­mat­ver­ein Ex­ten (6.500) und pri­vate Spen­der an der Sa­nie­rung des Bau­denk­mals be­tei­ligt. Geld, das vor al­lem in hei­mi­sche Fir­men wie dem Mau­rer­be­trieb "­Bau­ser­vice", Zim­me­rei "­Zim­mer­mann", Wol­ter-Fens­ter, Künne-Maler­be­trieb und "Reh­mer­t" als Klemp­ne­rei zurück­floss.

Zwei bis drei Mal pro Jahr sol­len jetzt Ver­an­stal­tun­gen im "O­be­ren Ei­sen­ham­mer" statt­fin­den, das Haupt­au­gen­merk des Hei­mat­ver­eins liegt je­doch wei­ter­hin im "Un­te­ren Ei­sen­ham­mer". Am Pfingst­mon­tag, 20. Mai, wird von 10.30 bis 17.30 Uhr der "O­bere Ei­sen­ham­mer" an­läss­lich des Deut­schen Mühlen­ta­ges für Be­su­cher geöff­net sein. Ein Was­ser­rad wird sich al­ler­dings bis da­hin noch nicht am Ei­sen­ham­mer dre­hen und den "Schwanz­ham­mer" und die Ma­schi­nen in Gang set­zen. Das ist das nächste Pro­jekt, das sich der Hei­mat­ver­ein Ex­ten vor­ge­nom­men hat. Al­ler­dings müs­sen dafür erst ein­mal rund 55.000 Euro an Mit­teln zu­sam­men­kom­men. Erste Kon­takte hat Horst Vöge dazu be­reits mit dem Nie­der­säch­si­schen Amt für Denk­mal­pflege auf­ge­nom­men.

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Schaumburger Wochenblatt vom 24.04.2013