Ehrenplatz für einen Läufer
EXTEN. Man sieht, dass der „Läufer“ es verdient hat, in den endgültigen Ruhestand zu gehen. Über 30 Jahre lang hat er seinen Dienst getan am Eisenhammer, hat sich vom Wasser der Exter drehen lassen und so die Hämmer in der Schmiede angetrieben. Ganz rostig ist er dabei geworden und seine Beschichtung blättert überall ab. Jetzt wurde er zum Ausstellungsstück im Industriemuseum auf einen Sockel erhoben.

Stolz auf ihren alten Läufer: (v.l.) Kevin Potter, Sieghard Kretzer, Horst Vöge, Willi Mohrmann und Wolfgang Ehrich. Fotos: cok


Autor: Cornelia Kurth Reporterin
Für die beteiligten Männer war es ein gutes Stück Arbeit, das mehr als 500 Kilogramm schwere metallene Laufrad, das einst in der Durchströmturbine des Eisenhammers saß, zu manövrieren. Ohne den Trecker von Landwirt Willi Mohrmann wäre das unmöglich gewesen.
Heimatvereinsvorsitzender Horst Vöge und seine Vereinsfreunde Kevin Potter und Wolfgang Ehrich packten tatkräftig mit zu, luden den „Läufer“, der bis dahin ausrangiert auf der Wiese gelegen hatte, in den Frontlader und balancierten ihn schließlich so aus, dass er auf seine Halterung abgelassen werden konnte.
Wer das Ganze interessiert beobachtete, war Sieghard Kretzer, der 84-jährige Eigentümer u. Besitzer der Eisenhammer-Schmiede. „Ich will ja auch, dass es hier alles gut aussieht“, sagt er. „Schließlich habe ich von klein auf selbst im Eisenhammer gearbeitet, so wie auch mein Vater und mein Großvater und die Familiengenerationen seit 300 Jahren.“

Horst Vöge zeigt, wo der Läufer in der Turbine saß.


Betritt man die eigentliche Schmiede, wird man vom alten Geruch nach Metall und Feuerrauch empfangen. Hier wurden auf engstem Raum und im ungeheuren Lärm der rhythmisch herabsausenden Hämmer die soliden Extener Spaten und anderes Werkzeug geschmiedet.
„Vorhof zur Hölle“, so betitelte unsere Zeitung einmal einen Artikel über die harte Arbeit der Schmiede. „Das fand ich aber gar nicht gut“, meint Sieghard Kretzer. „Natürlich war es Schwerarbeit, aber herrjeh, die meisten Menschen mussten schwer arbeiten, die jüngeren Leute sind ja nichts mehr gewöhnt.“
Das neue Laufrad in der Durchströmturbine einen Raum tiefer erzeugt genau so Strom, wie es auch seine Vorgänger seit dem Jahr 1904 schon taten. Um einiges früher als die Stadt Rinteln besaßen die Extener daher elektrisches Licht in ihren Häusern.
Heute wird der Strom verkauft und ins allgemeine Netz eingespeist. Da kommen immerhin pro Jahr 120 000 Kilowattstunden zusammen. Zählt man den kleineren „Oberen Eisenhammer“ dazu, sind es noch 20 000 Kilowattstunden mehr. Der ausrangierte Läufer hat während seiner Laufzeit insgesamt weit über dreieinhalb Millionen Kilowattstunden Strom mit Hilfe der Exter erzeugt.
Auch deshalb lachen die Männer nur, als während der Aufstellungsarbeit zufällig ein Altmetallhändler vorbeifährt und mit Gesten anfragt, ob er das rostige Laufrad nicht kaufen kann. Das kommt natürlich gar nicht in Frage. „Wir überlegen ja ständig, wie wir unser Industriemuseum immer neu interessant machen können für die Besucher“, meint Horst Vöge.
Demnächst wird eine Informationstafel aufgestellt, die die Funktion des Läufers genau erklärt.