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Ein Rückblick auf 1111 Jahre Dorfgeschichte


Im Jahr 896 wird Exten erstmalig urkundlich erwähnt. Am 15. August jenes Jahres bestätigte Kaiser Arnulf die Gründung des Klosters Möllenbeck und nahm es in seinen Schutz. In der im Staatsarchiv Bückeburg verwahrten Urkunde heisst es, dass eine Edelfrau namens Hildburg und ein Priester, Folkhart genannt, in dem Orte Möllenbeck im Gau Osterburg unterhalb des Ortes Achriste ein Kloster errichtet haben. Heimatforscher sind der Ansicht, der Name Achriste sei keltischen Ursprungs. Demnach muss der Ort schon ein hohes Alter haben. Der Name Achriste wandelte sich über Eckersten (1237), Exterde (1352) und Ekkersten (1370) erstmalig im Jahre 1446 zu Exten. 1493 lesen wir dann die Form Exsteren, 1513 Ecksteren und 1565 Extern. Ab dem 17. Jahrhundert wird in allen Urkunden nur noch der Name Exten geführt.
Nach kirchlichen Forschungsergebnissen ist die Kirche in Exten in den Jahren vor 790 gegründet worden. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat 1990 das 1200jährige Bestehen gefeiert. Exten war zurzeit der Christianisierung der Sachsen eine Ur-Gemeinde. In der Kirche wurden Taufbewerber aus einem weiten Umkreis getauft.
Nach der ersten urkundlichen Nennung des Ortes Exten im Jahre 896 erhalten wir die nächste Kunde erst Anfang des 13. Jahrhunderts. 1213 soll ein Ritter Gerslaff von Eckersten gelebt haben, der für seine Dienste vom Bischof von Minden Land sowie Zinsen und Zehnten in Exten geschenkt bekam. 1224 wird „de Eckersten" als Besitzer vieler Höfe und anderer Rechte im hiesigen Raum genannt. Damit beginnt die Ära dieses Adelsgeschlechts, das sich nach dem Namen des Dorfes nannte und eine ursprünglich mindische, später schaumburgische Ministerialenfamilie war. Die von Eckersten waren über 300 Jahre hier ansässig.
1227 werden Vogteirechte für Exten und Hohenrode erwähnt, die vom Bischof von Paderborn an den Grafen von Schwalenberg zurückgegeben werden. Zwischen 1329 und 1370 besaßen die von Driburg Vogteirechte in Exten und anderen Schaumburger Orten.
Im Jahre 1311 wird die „villicatio" oder das „officium" Eckersten erwähnt. Das Amt gehörte dem Bistum Minden. Es umfasste einen großen Güterbezirk, der von Müsingen bei Bückeburg bis weit ins Sternbergische reichte und zu dem ein Teil der Exter Feldmark gehörte. Erstmalig 1312 tritt das Kloster Möllenbeck urkundlich als in Exten begütert auf. 1317 werden Güter in Exten erwähnt, deren Abgaben einem Fond zur baulichen Erhaltung der Klosterkirche zuflossen. 1325 kaufte das Kloster die Ellermühle, die älteste in Exten bestehende Wassermühle.
In der Zeit zwischen 1238 und 1328 verlegte die Weser ihr Bett näher an die Stadt Rinteln heran, und die Exter suchte sich eine andere Mündung in den Fluss. Um die Rintelner Mühle wieder mit Wasser versorgen zu können, wurde ein Mühlengraben - die jetzige neue Exter - ausgehoben und in Exten ein Wehr erbaut. Das Mühlenrecht des Klosters Rinteln, dem die Mühle gehörte, sicherte der Graf von Schaumburg 1344 durch ein Privileg.
Im 14. Jahrhundert war Exten auch Gerichtsort; 1323 und 1385 wird ein Go-Gericht genannt. 1352 wird der Kehlhof erwähnt. Er ist paderbornisch-sternbergisches Lehen der von Rottorp. In einer Möllenbecker Urkunde von 1360 befinden sich erstmals Flurnamen, die heute noch gelten, wie Landmark, Kattenmeer und Behrn. 1386 verlieh das Kloster Möllenbeck die Roßmühle - eine von einem Göpel mit Pferden angetriebene Mühle - an Johann von Rottorp. Noch heute erinnert der Flur- und Straßenname „Rote Mühle" an diesen Handwerksbetrieb.
Über das 15. Jahrhundert ist vieles aus Möllenbecker Urkunden zu entnehmen. Nachdem die Augustiner-Chorherren das Kloster übernommen hatten, wurde 1447 in einem Bestandsverzeichnis der Besitz des Klosters niedergeschrieben. Es verzeichnet unter Exten vier Höfe, einen Kotten und verschiedene Ländereien. In der Folgezeit wechselten die Besitzverhältnisse vielfach durch Tausch oder Verkauf. Wahrscheinlich haben die von Eckersten Land an sich genommen, denn um 1450 beschweren sich die neuen Klosterherren wegen der Übergriffe der Extener Ritter. 1477 war dieser Streit wahrscheinlich beigelegt; die von Eckersten verkauften ihre Mühle (die spätere Koch'sche Mühle) an das Stift, wozu der Schaumburger Graf seine Zustimmung gab. Aus dem Jahr 1450 ist noch über den Bau einer neuen Mühle im Boll (Poll) zu berichten. Wie lange diese Mühle bestanden hat, ist nicht bekannt.
Aus dem Jahr 1512 meldet die Chronik eine große Dürre, die von April bis Oktober anhielt. „War die große Klage umb Wasser, den man konnte nirgends zu mahlen bekommen. In der gantzen Grafschaft Schawenburg gieng nicht mehr den eine Mühle zu Exter." Ein Beweis für den Wasserreichtum unserer Exter.
Anno 1516 kam es zwischen dem Bischof von Minden und den von Eckersten zu einem Streit, über den es heisst: „Kam Hertzog Frantz von Braunschweig, Bischoff zu Minden, mit Reutern und Knechten vor Rinteln und suchet seine Feinde, die Junckeren von Exter. Da er die nicht fand, griff er aber 20 Bürger, so an dem Schnit im Velde oder der Erndte waren und führet sie mit sich hinweg." Über den Grund und den Ausgang der Fehde ist nichts bekannt.
Nach dem Tod des Bernd von Eckersten um das Jahr 1550 folgte ihm in Exten sein Schwestersohn (Neffe) Jost von Wartensleben. Bei dieser später gräflichen Familie, ist das Extener Rittergut bis nach 1800 geblieben.
Kurz vor Einführung der Reformation in der Grafschaft Schaumburg, die etwa um 1560 stattfand, wurde im Jahre 1548 der Turm der Extener Kirche teilweise erneuert. Eine Tafel über der Turmtür mit dem Schaumburger Wappen und teils römischen, teils arabischen Ziffern weist darauf hin.
Einen ausführlichen Überblick über das Dorf geben uns das Schatzregister für die Grafschaft Schaumburg von 1561 und das Besaatregister von 1565. Das Schatzregister enthält die erste Einwohnerliste, und das Besaatregister macht uns mit der Größe sämtlicher Stellen Extens, ihren Meyern und deren persönlicher Stellung bekannt. Es sind 25 Kötner- und vier Brinksitzerstellen aufgeführt.
Damals war Exten Hauptort der Exter Vogtei oder Exter Börde. Dieser Verwaltungsbezirk umfasste mit den Hauptorten Exten, Hohenrode, Wennenkamp, Volksen, Krankenhagen, Uchtdorf und Strücken insgesamt 15 Dörfer und Einzelhöfe mit zusammen 108 Feuerstellen und 2715 Morgen Ackerland. Vogt dieser Vogtei war 1516 Curt Brand. Er hatte seinen Wohnsitz in Exten. Die späteren Vögte wohnten in Rinteln.
Das 17. Jahrhundert ist vor allem geprägt von den Auswirkungen des 30jährigen Krieges (1618-1648) und dem späteren Wiederaufbau. Doch zunächst einige Begebenheiten aus dem Beginn dieses Zeitraums. Vermutlich hat Exten kurz nach 1600 eine Schule bekommen. Graf Ernst 1. von Schaumburg, der auch 1621 die Universität in Rinteln gründete, ließ bald nach seinem Amtsantritt in vielen Orten Schulen einrichten. Hierunter wird auch Exten als eines der größten Dörfer in der Grafschaft gewesen sein. Im Jahre 1614 wird in den Kirchenrechnungen ein Schulhausneubau erwähnt, der 151 Reichtstaler kostete. Im folgenden Jahr werden noch 38 Taler ausgegeben, vermutlich für den Innenausbau. Das Haus wurde an der Kirche errichtet. Weiteres über die Schule wird in einem besonderen Abschnitt dargestellt.
Aus dem Jahr 1613 ist über die Verurteilung zweier Extener Bürger zu berichten. Henning Ladage wird wegen Beischlafes vor der Ehe zu 15 Talern Strafe verurteilt. Eine sehr harte Strafe, wenn man bedenkt, dass der Schulhausbau ca. 190 Taler kostete. Und Henrich Storck musste drei Taler zahlen, weil er dem Jägerknecht Heinrich Papen mutwilligerweise Gänse totgeschlagen hatte.


Nun zum 30jährigen Krieg. Erstmalig kamen nach vier Jahren Ruhe 1622 fremde Truppen ins Wesertal. Die Vogteien Exten und Lachem wurden besetzt und geplündert. Weitere Besetzungen folgten 1623, 1624 und 1625. Von 1626 bis 1629 lag der kaiserliche General von Gronsfeld in der Grafschaft. Allein an der Kirche, Pfarre und Küsterei in Exten entstanden Schäden in Höhe von 23 Talern und der Pfarrer musste fünf Taler Kontributation zahlen.
Weitere Besetzungen und Plünderungen folgten in den Jahren 1631 bis 1639. Dazu kam noch die Pest. Im Winter 1636/37 raffte die Seuche viele Menschen dahin. Für Exten liegen keine Angaben über die Zahl der Opfer vor. Aus Rinteln ist bekannt, dass dort allein 80 Schüler starben. 1640/41 ließen die Kriegswirren etwas nach, aber 1642 werden erneut schwere Verwüstungen angerichtet. Die Beunruhigungen hören in den Jahren 1643 bis 1647 zwar noch nicht ganz auf, doch es ist das Schlimmste überstanden. Ein anderes Unglück kam im Winter 1643 über das Dorf. Die Weser brachte ein starkes Hochwasser. Es richtete an den Häusern und der Wintersaat großen Schaden an.
Am Anfang des Krieges hatte Exten 35 Feuerstellen gehabt, 1646 waren es nur noch 18. Die Hälfte der Höfe war somit verwüstet. Nach Friedensschluss 1648 ging der Wiederaufbau ziemlich schnell vonstatten. 1654 lagen nur noch zwei Stellen wüst. Bis 1692 wuchs die Zahl der Stellen auf 39, von denen eine noch wüst war. 1700 waren dann alle Stellen wieder besetzt. Der Ort hatte 220 Einwohner.