Heimatstube katapultiert sich in eine neue Museumsliga

Exten. Wo jetzt „Museum für Dorfkultur“ draufsteht, steckt immer noch ganz viel Heimatstube drin. Davon überzeugten sich die Besucher nach der Wiedereröffnung im Zuge des internationalen Museumstages am Sonntag.

Die Bedenken einiger besorgter Extener, das kleine Dorfmuseum am Anger, könnte im Zuge der Neugestaltung während der letzten Monate sein Gesicht verloren haben, dürften zerstreut worden sein. Und nicht nur das, sondern „die Heimatstube Exten hat sich in eine neue Museumsliga hinein katapultiert“, fasste Dr. Beate Bollmann in ihrem Grußwort aus wissenschaftlicher Sicht zusammen.

Die Dozentin der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg drückte damit sozusagen dem Projekt ihrer Masterstudenten aus dem Bereich Museumstheorie und -praxis das Gütesiegel auf. Hintergrund: Die jungen Akademiker hatten unter Federführung ihrer Mitstudentin Carolin Krämer aus Exten das Projekt Museum für Dorfkultur als Semesteraufgabe verwirklicht.

Und „darauf bin ich besonders stolz“, übernahm Ortsbürgermeister Thorsten Kretzer als passionierter Kicker den Liga-Vergleich der Dozentin als Steilvorlage. Er spielte den Ball, verbunden mit seinem persönlichen Lob, an die Studenten und Carolin Krämer weiter, die den Eröffnungsgästen eine Anleitung für eine neue Sicht auf die Extener Vergangenheit mit auf den ersten Rundgang gab. Krämer: „Dinge gibt es in der Heimatstube immer noch viele zu sehen, aber nicht mehr so viele. Dafür haben die Dinge nun mehr Raum, und es gibt Texte, die einen Einblick in die Geschichte Extens auch ohne Vorwissen erlauben ...“

Nicht weniger, sondern mehr, war der überraschende erste Eindruck für viele Besucher, die sozusagen in tiefere Schichten der Dorfgeschichte eintauchen konnten. Sie stießen beim Aufziehen der Schubladen des neuen Ausstellungsmobiliars auf manche Überraschung. Denn übersichtlich geordnete und beschriftete Fotos sowie Textdokumente zeigen jetzt eine „Exten-Vielfalt“, die vorher so nicht zu präsentieren war. Und in der die Mehlsackreinigungsmaschine (gebaut Anfang 20. Jahrhundert) genau so ihren Platz hat, wie das Foto von Irmgard Rumbke, die seit 1952 als Dorfhebamme vielen neuen Extener Erdenbürgern auf die Welt geholfen hat.

Auch dass tatsächlich der Original-Fußbodenbelag der beiden früheren Klassenzimmer samt Wandtafel ins neue Konzept integriert wurde, schien maßgeblich Wiedererkennungseffekt und Wohlfühlfaktor vor allem der älteren Extener zu stärken. Dieter Varenholz: „Das ist schon gewaltig.“ So staunten auch andere. „Das neue Konzept funktioniert, wenn auch die Dorfgemeinschaft funktioniert, was hier in Exten der Fall ist“, sah Wolfgang Foerstner als Wahl-Extener das „Museum für Dorfkultur“ auf dem Anger auf gutem Kurs.

„Ich habe heute überraschend viele positive Stimmen gehört“, nahm der Vorsitzende des Heimatvereins Exten, Horst Vöge, als Eindruck mit, nachdem in den vergangenen Monaten der eine oder andere Unkenruf von Bedenkenträgern zu hören gewesen war.

Bürgermeister Karl-Heinz Buchholz sprach in Bezug auf die Unterstützung der Stadt Rinteln deren Dank an den Verein aus: „Ich betrachte das hier als Honorar dafür, was Ihr für die beiden Eisenhämmer gemacht habt.“

Übersichtlich, informativ und freundlich, so hatte sich Carolin Krämer die runderneuerte Heimatstube vorgestellt. Horst Vöge (links) und Bernd Kirchhoff, erster beziehungsweise zweiter Vorsitzender des Heimatvereins Exten, waren selber überrascht vom Ergebnis. who

Autor: Werner Hoppe